Einige Artikel enthalten bereits Empfehlungen an die Ausländer, die zur Olympiade nach Russland reisen wollen, sie sollten Laptops, Tablets und Smartphones lieber zu Hause lassen, damit ihre persönlichen Kontakte nicht verlorengehen. Unter den Blättern, die sich ganz besonders um die Erhaltung der vertraulichen Daten der Olympia-Gäste Sorgen machen, sind zum Beispiel solch
angesehene wie „Guardian“ und „Telegraph“.
In groben Zügen umrissen, zeigt sich ein folgendes Bild: Drohnen des Innenministeriums und des FSB werden von der Luft aus so gut wie ununterbrochen das gesamte Territorium der Spiele kontrollieren. Mobilfunkbetreiber werden dem FSB und der Polizei den absoluten Zugang zum Abhören und Ablesen ihrer Netze verschaffen, was natürlich auch den kostenlosen WLAN-Zugang betrifft, der während der Olympiade überall in Sotschi zu genießen sein wird. Auf diese Weise, so die Schlussfolgerung, geraten alle Privatgespräche und jede beliebige elektronische Korrespondenz unter die totale Kontrolle der russischen Polizei und des Sicherheitsdienstes.
Experten teilen die von der Presse forcierten panikartigen Stimmungen allerdings nicht. Erstens: Wenn man die Situation vom Standpunkt der Cyber-Sicherheit bewertet, sind die zu ergreifenden Maßnahmen hinreichend adäquat, meint Timur Nigmatullin, Spezialist für IT-Technologien. Wie die Praxis zeigt, betont Nigmatullin im Interview für die STIMME RUSSLANDS, gehört eine solche Kontrolle zu den besten Möglichkeiten, terroristische Umtriebe aufzudecken und dieses Problem im Keim zu ersticken.
„Zwar erlauben diese technischen Möglichkeiten dies zu tun, jedoch muss man berücksichtigen, dass es dafür großer menschlicher Ressourcen bedarf. Angesichts Mangels an solchen glaube ich nicht, dass alle Arten von Korrespondenz oder Gesprächen abgehört oder mitgelesen werden. Am ehesten wird die Überwachung einer bestimmten Personengruppe nach irgendeinem Kriterium verstärkt werden.“
Im Zusammenhang mit der Olympiade in Sotschi darf man zum Beispiel nicht vergessen, dass der Anführer des nordkaukasischen Untergrunds, Doku Umarow, gedroht hat, die Spiele mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zum Scheitern zu bringen. Deshalb ist es sinnlos, bei der Durchführung einer Massenveranstaltung dieses Ausmaßes Ansprüche gegenüber den Sicherheitsmaßnahmen anzumelden, meint Sergej Chestanow, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe ALOR. Zugleich ist Chestanow davon überzeugt, dass sich die Sportler und Gäste der Spiele nicht vor Angriffen auf ihre Privatsphäre fürchten brauchen.
„Bürger und Organisationen, die die Sicherheit ihrer persönlichen Daten ernstnehmen, wenden Methoden der sogenannten verstärkten Verschlüsselung an, die Daten verlässlich sichern. In dieser Gestalt können sie ganz ruhig über ominöse Nachrichtenkanäle gesendet werden. Deshalb sieht die
These von der totalen Überwachung mehr wie ein typisches Propaganda-Klischee aus.“
Viele Experten schließen nicht aus, dass die „rote“ Stufe der Gefahr einer totalen Überwachung in Sotschi, wie sie von westlichen Medien verkündet wird, nichts anderes als der Versuch genau dieses Westens ist, sich an dem Ex-Mitarbeiter der amerikanischen NSA, Edward Snowden, zu rächen, der seinem Arbeitgeber Spionage im planetaren Maßstab nachgewiesen hat. Oder gar Russland den Schwarzen Peter zuzuschieben. So merkt Alexander Tokarenko, Aufsichtsratsmitglied der Assoziation der Leiter der Dienste für Informationssicherheit in einem Interview für die STIMME RUSSLANDS an, dass die russischen Sicherheitsdienste in Sotschi nichts prinzipiell Neues machen werden. Nach seinen Worten treten die US-Behörden auf dem Territorium ihres Landes auf dem Gebiet der Sicherheit sehr viel aggressiver und härter auf als der russische FSB. Wenn die Gäste aus Amerika den Ratschlägen der Zeitungen folgen und ihre Geräte vor dem Abflug nach Sotschi zu Hause lassen, so wird sie dort die heimische NSA weiter abhören und lesen, fügt Tokarenko hinzu.